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Gartenbau- und Landschaftsarchitektur: Der hängegarten des Guinigi-Turms

Lucca ist eine geschichtsträchtige Stadt. Wenn es die zahlreichen Geschäfte, Bars und Restaurants nicht gäbe, die einem die Realität vor Augen führen und vergegenwärtigen, dass die Zeiten der Hofdamen und Ritter der Vergangenheit angehören, könnte man fast das Gefühl haben, sich noch im 15. Jahrhundert zu befinden. Wie im Film „Die Lucky Boys“ (Non ci resta di piangere) hat jeder, der zum ersten Mal hier ist und sich vor diesen vollständig erhaltenen Gemäuern wiederfindet, einen Augenblick lang das Gefühl der Verwirrung und stellt sich vor, beim Durchschreiten der Stadttore eine Wache wie in der bekannten Zollszene vorzufinden und Wegepfand bezahlen zu müssen.

Wenn man sich erst einmal in der Altstadt mit ihren Gassen und Wegen unvergleichbarer Schönheit befindet, stellt man schnell fest, dass die Erwartungen nicht enttäuscht werden. Straßen, Denkmäler, Renaissance-Paläste, Museen. Ganz Lucca ist ein einziges Kunstwerk. Die als Stadt der 100 Kirchen bekannte Ortschaft besaß in der Vergangenheit auch extrem viele Türme – mehr als 200. Sie waren das Symbol reicher Familien, die sie erbauten, um der Welt ihren Reichtum und ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Leider sind heute nur noch zwei davon erhalten: der Uhrenturm und der Guinigi-Turm. Auf Letzteren möchten wir nun näher eingehen. Der im 14. Jh. von der damals unangefochten über die Stadt herrschenden Familie Guinigi errichtete Turm ist von jeher eins der Symbole der Stadt. Das Besondere an diesem Turm sind seine Hängegärten an der Turmspitze, die fünf jahrhundertealte Steineichen beherbergen.

Der Anblick dieses über 44 Meter in den Himmel ragenden Turms ist von Weitem sehr eindrucksvoll. Das Auge kommt dabei nicht umhin, auf diesem grünen Flecken inmitten des Himmels innezuhalten. Dieser für die Renaissance symbolische Garten erwartet den Besucher nach 250 Treppenstufen und belohnt ihn mit einem traumhaften Blick über die Stadt sowie die umliegenden Berge. Um den höchsten, auf der Turmspitze gepflanzten Quercus ilex rankt sich zudem eine Legende. Scheinbar wurde er von Paolo Guinigi persönlich gepflanzt und man erzählt sich, dass, nachdem dieser von Francesco I. Sforza gefangen genommen und in der Burg eingekerkert wurde, dessen Tod von diesem Baum vorangekündigt wurde, der plötzlich all seine Blätter verlor.