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Gartenbau- und Landschaftsarchitektur: Mailand und der „Vertikale Wald“

Wer denkt, dass Mailand ausschließlich aus grauem Rauch, Werbebannern und Movida besteht, der liegt völlig falsch. Seit Jahren erfolgt eine Trendwende, eine Rückkehr zum Grün, ein Bedürfnis der Stadt nach grünen Oasen. Es ist das Bewusstsein um die enormen Vorteile, die mit Pflanzen im urbanen Raum einhergehen, das Requalifizierungs- und Sanierungsprojekte auf den Plan gerufen hat, in deren Mittelpunkt die Begrünung steht. Dank dieser Entwicklung erleben wir die Gestaltung von Parks und Gärten, von blühenden Ecken oder noch extremeren und einzigartigen Projekten. Diesbezüglich kommt man nicht umhin, den „Vertikalen Wald“ zu erwähnen.

Der aus der Kreativität von Stefano Boeri, Gianandrea Barreca und Giovanni La Varra hervorgegangene „Vertikale Wald“ passt sich an die moderne Großstadt an und sieht planungstechnisch einen sich in der Höhe ausdehnenden Verlauf vor. In diesem speziellen Fall beherbergt er mehr als 2.000 Baumsorten, die auf zwei jeweils 112 und 80 Meter hohen Hochhäusern ihr Habitat gefunden haben. Für die Beratung und Pflege der Grünflächen war die Mailänder Landschaftsgärtnerin Laura Gatti zuständig.

Der im Oktober 2014 im Business-Viertel von Mailand, am Rande des Stadtteils Isola gestaltete „Vertikale Wald“ repräsentiert ein urbanes Neuaufforstungs-Experiment. Die mit den in den Hängegärten der zwei Gebäude positionierten Pflanzen einhergehenden Vorteile sind vielfältiger Natur: Tatsächlich absorbiert der Wald Feinstaub und CO2, begünstigt die Feuchtigkeitsbildung und Sauerstoffproduktion, hat positive Auswirkungen auf das Klima und trägt zu dessen Milderung bei.  

Andererseits wird der „Vertikale Wald“ als Symbol eines in kontinuierlicher Entwicklung befindlichen Mailands und von Menschen verstanden, die trotz des Bewusstseins des erforderlichen Umweltschutzes auf Fortschritt und Modernität nicht verzichten möchten. Zement und Grünflächen, die in einer einst kaum vorstellbaren Symbiose aufeinandertreffen. 

Im Jahr 2015 wurde dem Projekt auf Grundlage einer Klassifizierung des Council on Tall Buildings and Urban Habitat der Preis „weltweit schönstes und innovativstes Hochhaus“ verliehen.